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Lande. Das Volk trat unter die Waffen, und Graf Thurn ward zum Generallieutenant der Kriegsmacht ernannt, die man anzuwerben beabsichtigte.
Matthias war zur Nachgiebigkeit geneigt, wurde aber durch Ferdinand von Steiermark, der bereits zum bhmischen König gekrnt war, zu strengeren Maregeln gegen die Bh-men bestimmt*). Zwei kaiserliche Feldherren rckten in Bh-men ein und schon begannen die Feindseligkeiten, als Matthias starb (1619).
Gs folgte ihm Ferdinand Ii. (16191637). Er befand sich in der schwierigsten Lage. Die protestantische Union sandte den Bhmen unter dem Grafen Ernst von Mans-feld eine Hlse von 4000 Mann, und nun unternahm Thurn einen Zug nach Mhren, das sich dem Aufstand anschlo und gleichfalls die Jesuiten verjagte. Dann brach er in Ostreich ein und drang bis Wien, vor dessen Thoren er sein Lager ausschlug. Der Kaiser, dessen Hofburg schon von den seind-liehen Kugeln bedroht wurde, zeigte in dieser Bedrngnis die grte Entschlossenheit und unerschtterlichen Mut. Die Bh-men sandten Abgeordnete an ihn, um ihm die Einwilligung in ihre Bewaffnung und den Beitritt zu ihrem Bunde abzu-dringen. Schon ging einer dieser Abgeordneten in seiner Frechheit so weit, den Kaiser bei den Knpfen seines Wammses zu fassen und drohend zu sragen: Nandel, willst du bald unterschreiben oder nicht?" da schmetterten auf einmal Trompeten, ein kaiserlicher Oberst sprengte mit 500 Krassieren in den Burghof und erlste den Kaiser von seinen ungestmen Drngern. Von dieser Gefahr befreit, reiste Ferdinand nach Frankfurt, wo er zum deutschen Kaiser gewhlt ward (1619).
Pas fanden die Jesuiten seitdem wieder Eingang. Durch die Strme des Jahres 1848 aus Deutschland und Italien vertrieben, von Gregor Ix. sogar aus dem Kirchenstaate verbannt, wuten sie dennoch fast berall von neuem Eingang zu finden. Im Jahre 1872 wurde der Jesuitenorden aus dem deutschen Reiche ausgewiesen.
*) Nach andern bot Ferdinand noch im Jahre 1609 alle Mittel auf, den Frieden wieder herzustellen, und wollte alle Privilegien (Vorrechte) nebst dem Majesttsbries den Bhmen besttigen, aber die bhmischen Groen wollten von keinem Frieden wissen, da sie auf Zertrmmerung der streichischeu Macht ausgingen.
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Extrahierte Personennamen: Matthias Ferdinand_von_Steiermark Ferdinand Matthias Ferdinand_Ii Ferdinand Ernst_von_Mans-feld Ernst Ferdinand Ferdinand Gregor_Ix Gregor Ferdinand Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Wien Burghof Frankfurt Deutschland Italien
2. Friedrich V. von der Pfalz, König von Shmen. Schlacht am weien ergc (1620).
Die Bhmen erklrten Ferdinand als den Erbfeind des evangelischen Glaubens der Krone verlustig und schritten zur Wahl eines neuen Knigs. Die meisten Aussichten hatte Friedrich V., der zwanzigjhrige Kurfürst von der Pfalz. Er galt fr einen edlen und freigebigen Fürsten; sein Sinn strebte hoch und wie sein Haus schon lange die Sttze der deutschen Protestanten gewesen war, so leitete er auch jetzt die Union. Seine Gemahlin war die Tochter Jakobs I. von England, die Nichte des Knigs von Dnemark; sein Oheim war Moritz von Dramen. Friedrich schwankte einige Zeit, ob er die dargebotene Krone annehmen sollte. Viele Fürsten rieten ihm ab, aber seine Gemahlin bestrmte ihn zur An-nhme; sie wollte, sagte sie, lieber Brot essen an seiner knig-lichen Tafel als an seinem kurfrstlichen Tische schwelgen. Auch sein Hofprediger soll ihm die Annahme der Krone als eine Pflicht gegen seine Glaubensgenossen dargestellt haben. So erschien denn der Kurfürst in Bhmen und ward zu Prag gekrnt (1619), worauf auch Mhren und Schlesien ihm huldigten.
Ferdinand Ii. verband sich mit Maximilian von Baiern und dieser bot die Macht der Liga auf zum Schutze des Kaisers und des Katholicismus*). Auch Philipp Iii., König von Spanien, sagte Hlfe zu. Whrend so die katholische Partei alle ihre Krfte zum Widerstande zusammennahm, be-mhte sich Friedrich nach seiner Thronbesteigung vergebens, die Fürsten der Union zu seiner Untersttzung zu bewegen.
Im folgenden Jahre (1620) fhrte Maximilian das ligistische Heer nach Oberstreich. Es stand unter der An-
*) Maximilian verband sich jedoch nur aus selbstschtigen poli-tischen Beweggrnden mit dem Kaiser, der ihm die Oberleitung des Krieges unter der Bedingung einrumen mute, da weder der Kai-ser noch irgend ein Mitglied seines Hauses irgend welchen mili-trischen Einflu hatte, und der ihm unter Verpfndung seiner smt-lichen Gter die Erstattung jeglichen Schadens und fr etwaigen Gebietsverlust cht streichisches Erbland zur Entschdigung zusagen mute. Maximilians Plan war. den Kaiser von aller Macht zu entblen und alle militrischen Streitkrfte Deutschlands im Namen der Liga zu beherrschen. Dieser Plan ward spter durch Wallenstein gehindert.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_V. Friedrich_V. Ferdinand Friedrich_V. Friedrich_V. Jakobs_I._von_England Moritz_von_Dramen Friedrich Ferdinand Maximilian_von_Baiern Maximilian Philipp_Iii Philipp Friedrich Friedrich Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Maximilians
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fhrung des Grafen Tscherklas von Tilly, eines Nieder-lnders von Geburt, der in seinem Vaterlande wie in Ungarn aus vielen Feldzgen Erfahrungen gesammelt und Kriegsruhm geerntet hatte. Schon im Jahre 1609 war er in baierische Dienste getreten. Nicht minder als Tapferkeit zeichnete ihn groe Frmmigkeit und sittliche Strenge aus. In Ober-streich zwang er die Stnde, dem Kaiser zu huldigen; dann richtete sich, auf Maximilians Anrathen, der Zug gegen Prag.
Friedrich fand in diesen Tagen der Gefahr bei dem Volke, das ihn auf den Thron erhoben, wenig Mut und Entschlossenheit. Auch hatte er sich selbst durch seinen Hang zum Wohlleben und seine Sorglosigkeit um Liebe und Ansehen gebracht. Er erwartete den Feind bei Pilsen, begehrte aber bei dessen Annherung zu unterhandeln; alle Vorschlge .wurden jedoch-zurckgewiesen, wenn er nicht die Krone nieder-lege. Das katholische Heer marschierte gerade aus die Haupt-stadt los, und um diese zu schtzen, muten die Bhmen einen hchst anstrengenden Marsch unternehmen, bis sie am weien Berg dicht vor Prag ankamen.
Hier stellte ihr Anfhrer, Christian von Anhalt, die er-mdeten und durch den Rckzug entmutigten Truppen in Schlachtordnung. Sie waren kaum 21 000 Mann stark, während ihre Feinde noch einmal so viel Truppen zhlten; doch wrde die treffliche Stellung auf der Hhe fr die ge-ringere Menge ein Ersatz gewesen sein, wenn nicht bei der Mehrzahl des bhmischen Heeres Selbstvertrauen, Ordnung, Einigkeit und Gehorsam gefehlt htten. Als das erste Treffen der Kaiserlichen unter Tilly den Berg hinauf gefhrt ward, begann es, von einem lebhaften Geschtzfeuer empfangen, zu wanken. Christian von Anhalt will seinerseits zum Angriff bergehen, als auf einmal eines seiner Regimenter, von pltzlichem Schrecken ergriffen, die Flucht nimmt. Dennoch strmt der junge Fürst von Anhalt, des Feldherrn Sohn, mit einigen Reiterhaufen wie Blitz und Donner in den Feind, so da dessen Regimenter den Rcken wenden. Aber Tilly fhrt baierische Reiterei herbei; jetzt werden die bhmischen Scharen geworfen, der Fhrer gefangen, und nun knnen die Schlesier und Mhrer den mchtig andringenden Feind nicht mehr aufhalten; alles brige Kriegsvolk ergiet sich, meist ohne zum Gefecht gekommen zu sein, in wilde Flucht.
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Extrahierte Personennamen: Tilly Maximilians Maximilians Friedrich Friedrich Christian_von_Anhalt Tilly Christian_von_Anhalt Tilly
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Blick, mit dem er die tchtigsten zu Offizierstellen auswhlte, so wie die Strenge, mit der er jeden beobachtete, brachten in die bunt zusammengewrfelte Masse eine bewund ernswr-dige Einheit. Er sprach wenig, aber mit Nachdruck; den Befehlshabern versagte er nie ein gebhrendes Lob; fr die Bedrfnisse der geringsten sorgte er; aber dafr verlangte er Unersckrockenheit und strengen Gehorsam. Feigheit ward so-qleick mit dem Tode bestraft, und bei dem geringsten Unge-horsam war sein Wort, welches statt alles Kriegsgerichtes aalt: Lat die Bestie hngen!" Schon sein Anblick hatte etwas 'dsteres und schaudererregendes, welchem die Klei-dung entsprach.- Hosen und Mantel waren von Scharlach, sein Reiterrock von Elendsleder, der Halskragen war nach spanischer Art gekruselt, von seinem Hute hing eine rote Feder herab. Das schwarze Haar trug er kurz abgeschnitten, seine Miene war geheimnivoll und argwhnisch; er konnte es nicht leiden, wenn man ihn scharf ansah. Ein seltsames Grauen wandelte auch die unerschrockensten Krieger an, wenn seine lange hagere Gestalt durch die Gassen des Lagers schritt.
Wallenstein zog mit seinem neugeworbenen Heere nach Niedersachsen an die Elbe, um zunchst den Kampf gegen Mansfeld zu bernehmen. Dieser rastlose Heerfhrer hatte den Plan, durch Brandenburg und Schlesien nach Bhmen oder Ostreich vorzudringen. Aber an der Dessauer Brcke, die Wallenstein besetzt hielt, erlitt er durch diesen eine voll-stndige Niederlage, die ihm alles Geschtz und 760 Mann kostete (1626). Dennoch war sein Mut ungebeugt; es gelang ihm, durch Schlesien und Ungarn zu ziehest, von ivo er der Venedig nach England reisen wollte, um neue Geldmittel herbeizuschaffen. Doch kam er nicht mehr weit. In Bosnien erlag sein sonst so starker Krper den auerordentlichen Anstrengungen, und ein bses Fieber raffte ihn hin im sechsundvierzigsten Lebensjahre. Als er den Tod herannahen fhlte, lie er sich mit seinem Kriegsrock bekleiden, den Degen umgrten, und erwartete stehend, auf zwei Offi-ziere gesttzt, das Ende (1626). So verlie sein kriegerischer Sinn ihn erst mit dem letzten Atemzuge.
In demselben Jahre war auch Tilly _ gegen Christian von Dnemark aufgebrochen. Der König suchte eine Schlacht zu vermeiden und zog sich zurck, aber Tilly holte
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i^n ein und ntigte ihn bei Lutter am Barenberge (Herzogtum Braunschiveig) zum Kampfe. Die dnischen Truppen hielten den ersten Angriff nicht allein aus, Indern gmgen ihrerseits vor, brachten das Fuvolk zum Weichen und drangen gegen die feindlichen Geschtze heran; da lie Tilly drei Regimenter Reiterei einhalten, mit solchem Erfolge, da alles die Flucht ergriff. Nun rckte auch Wal-lenstem wieder vor und griff den König in seinem eigenen ^ande an. Er eroberte Holstein und drang durch Schleswig bis in den Norden von Jtland, so da Christian sich auf ferne ^nseln zurckziehen mute. Wallenstein, ergrimmt, da er ihm aus Mangel an Schiffen nicht auch dahin nachfolgen konnte, lie, wie es heit, glhende Kugeln, zum Zeichen seines Zornes, in das Meer feuern.
So war denn der Kaiser auch aus diesem Kampfe sieg-reich hervorgegangen. Tillys Scharen bausten im nord-westlichen Deutschland: Wallenstein trieb 'die Herzge von Mecklenburg, welche den Dnen einigen Vorschub geleistet hatten, aus ihren Staaten und der Kaiser erklrte sie aus eigener Machtvollkommenheit in die Acht. Ihre Lnder erhielt Wallenstein vorlufig als Kriegsunterpfand, ward jedoch bald darauf vom Kaiser frmlich mit Mecklenburg belehnt. Auch Pommern, wo der alte Herzog Bogislav Xiv. regierte, berschwemmten Wallensteins Scharen. Whrend sich alles vor dem gewaltigen Friedlnder beugte, der vom Kaiser bereits zum Admiral der Ostsee ernannt worden war, gebhrt der einzigen Stadt Stralsund der Ruhm, ihn in seiner Sieges-laufbahn mit Erfolg gehemmt zu haben.
Stralsund, mchtig als Hansestadt, war durch seine Lage am Meere, durch starke Wlle und Mauern ungemein be-festigt. Im Vertrauen auf diese feste Lage weigerte sich die Stadt, Besatzung einzunehmen oder Geld zu zahlen. Da befahl Wallenstein, Gewalt zu brauchen (1628). Nun ward die Stadt eingeschlossen, doch kamen den Brgern dnische und schwedische Truppen zu Hlfe. Ein Abgeordneter ging nach Prag, wo Wallenstein sich gerade aufhielt, ward aber von diesem hart angefahren und mit den Worten entlassen: Wird eure Stadt sich nicht unterwerfen, so soll nichts von ihr brig bleiben, sollten auch hunderttausend Mann, ja ich selbst das Leben darber verlieren." Bald brach er selbst
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Extrahierte Personennamen: Tilly Christian Bogislav
Extrahierte Ortsnamen: Holstein Schleswig Tillys Deutschland Mecklenburg Pommern Stralsund Prag
Sander durch Wallenstein und seine Scharen erlitten hatten.
? ^schredensten sprach Maximilian von Baiern und dranq auf Wallenstems Absetzung. Ferdinand sah sich endlich ge-r?etll .^^ugenden Ansuchen der Fürsten nachzugeben und m Wallenstems Entlassung einzuwilligen.
Freunde des Feldherrn bernahmen es, ihm diesen Beschlu verknden. Er war jedoch schon von allem, was auf dem Reichstage vorgegangen war, unterrichtet, empfing sie unbefangen und bewirtete sie prchtig. Eben wollten sie ihn Mit ihrem Auftrage bekannt machen, als Wallenstein der gerade mit astrologischen Studien beschftigt war, einige Pa-Piere vom Tische nahm und zu ihnen sagte: Diese Papiere enthalten des Kaisers und des Kurfrsten von Baiern Nati-mtt*). Aus ihnen knnt ihr selbst sehen, da ich euren Auftrag wet. Diese Sterne zeigen, da des Kurfrsten von Batern Spiritus den Spiritus des Kaisers dominieren wird. Es thut mir wehe, da sich Seine Majestt meiner so wenig angenommen haben, aber ich will Gehorsam leisten." Er Zog sich auf seine Gter in Bhmen zurck, in der ^sten Zuversicht, da die Zeit kommen werde, wo der Kaiser seiner wieder bedrfe: denn also weissagten ihm seine Sterne.
4. Gustav Adolf, König von Schweden.
Zu demselben Zeit, wo Kaiser Ferdinand seinen Feldherrn entlie, stand bereits ein neuer Kmpfer gegen ihn auf dem Boden Deutschlands. Dies war Gustav Adolf, König von Schweden. Bts dahin durch einen polnischen Krieg beschftigt, schlo er durch franzsische Vermittelung einen sechsjhrigen Waffenstillstand und dann ein Bndnis mit Frankreich, das die siegreiche Ubermacht des streichischen Hauses mit Eifer-sucht betrachtete. Auer dem Wunsche, seinen unterdrckten Glaubensgenossen in Deutschland beizustehen, bestimmten den
. ^Astrologen oder Sterndeuter suchten bei der Geburt
eines Meuchen die Stellung der Gestirne zu bestimmen und bedien-ten sich dazu eiues mathematischen Instruments, das Horoskop heit. ytc~ Nannten sk Nativitt stellen und glaubten, da sie einen be-deutenden Einflu auf das Leben und die Schicksale der Menschen
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_von_Baiern Maximilian Ferdinand Gustav_Adolf Gustav Adolf Ferdinand Ferdinand Gustav_Adolf Gustav Adolf
Extrahierte Ortsnamen: Baiern Schweden Deutschlands Schweden Frankreich Deutschland
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^Nachdem sich der kaiserliche General Pappenheim schon im Winter mit 10 000 Mann in den Umgegenden der Stadt gelagert hatte, rckte im April Tilly selbst mit 30 000 Mann heran. Da den Magdeburgern nur 2000 Soldaten und 5000 bewaffnete Brger zu Gebote standen, so gaben sie die Vorstdte preis, beschlossen aber, die Stadt selbst mit aller Anstrengung zu verteidigen. Das ganze leitete der von Gustav Adolf gesandte Oberst Dietrich von Falkenberg, tor sich als einen hchst einsichtsvollen und ausdauernden Kommandanten bewies. Die Brger rechneten auerdem auf den nahen Entsatz durch den schwedischen König. Wirklich hatte Tilly die Hoffnung, die Stadt zu erobern, schon auf-gegeben, und nur aus den Rat Pappenheims beschlo er, noch einen Hauptsturm zu wagen, der diesmal nicht, wie ge-whnlich, zur Nachtzeit, sondern am hellen Morgen unter-itommen werden sollte. Zu diesem Zwecke lie er am 19. Mai die Kanonade schweigen; Totenstille herrscht im kaiser-lichen Lager, und unter den Belagerten verbreitete sich der Glaube, da ihre Rettung nahe sei. Der grte Teil der Brger und Soldaten verlt am Morgen, den 20. Mai, seinen Posten auf dem Wall, um endlich emmal nach langer mhseliger Arbeit sich des erquickenden Schlafes zu erfreuen. Aber dies war ein teurer Schlaf und es erfolgte ein ent-setzliches Erwachen. Tilly war nmlich in der Zeit nicht mig gewesen. Er hatte beschlossen, von vier Seiten zu-gleich gegen die Mauer der Stadt Sturm zu laufen, und wo mglich diese zu durchbrechen und zu bersteigen. Um dazu die ntigen Anstalten zu treffen, hatte er die Kanonade ausgesetzt. Die Soldaten hatten Befehl, sich um fnf Uhr-fertig zu halten: ein Kanonenschu sollte das Zeichen sein, von allen Seiten loszubrechen. Zwischen sechs und sieben Uhr begann Pappenheim den Angriff. Er war gegen eine Schanze gerichtet, die der Neustadt gegenber lag, deren Be-satzung sich ohne Widerstand zu leisten, durch eine kleine Thre in die Mauern der Stadt zu retten suchte; aber die Pappenheimer drangen mit ihnen hinein, während andere den Wall erstiegen. Durch den Lrm erschreckt, eilen die Brger wieder zu den Waffen, Falkenberg kmpft heldenmtig an der Spitze eines Regimentes; da streckt ihn eine Kugel tot nieder. Die Soldaten, denen es an Pulver fehlte, ziehen sich
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Extrahierte Personennamen: Tilly Gustav_Adolf Gustav Adolf Dietrich_von_Falkenberg Tilly Tilly Falkenberg
geblieben. In diesem wurden die Bedingungen der ber-gbe verhandelt. Als Tilly hier eintrat, und die gemalten Schdel und Totengebeine erblickte, mit denen der Besitzer sein Haus geschmckt hatte, ward er bla, und Grauen vor dem Tode durchbebte die Seele des alten Helden. Leipzig erfuhr eine der alle Erwartung gndige Behandlung.
Der gengstigte Kurfürst wollte sich nun dem König von Schweden, den er kurz vorher abgewiesen hatte, blind-lings in die Arme werfen, wenn er ihn nur von diesem un-erbittlichen Feinde befreite. Gustav Adolf stellte sich an-fangs, als knne er diese Hlfe nur auf harte Bedingungen gewhren. Er verlangte, da ihm Wittenberg bergeben, ein dreimonatlicher Sold fr die Truppen gezahlt, der Krn-Prinz als Geisel gestellt und die treulosen Ratgeber des Kurfrsten ihm ausgeliefert wrden. Als Johann Georg dies hrte, rief er aus: Nicht nur Wittenberg, sondern ganz Sachsen soll ihm offen stehen; meine ganze Familie will ich ihm zu Geiseln geben und ist ihm dies noch nicht genug, so will ich mich selbst darbieten. Ich bin bereit, die Verrter, die mir werden angezeigt werden, auszuliefern, den Sold zu bezahlen und mein Leben und Vermgen der guten Sache aufzuopfern." Den König rhrte diese Ergebenheit so sehr, da er von allen seinen Forderungen abstand. Ich habe", sagte er, gegrndete Ursache gehabt, mich so zu be-tragen, weil man ein so groes Mitrauen in mich setzte, als ich Magdeburg zu Hlfe kommen wollte; allein, bei der Offenherzigkeit und dem Vertrauen, das jetzt der Kurfürst zu mir bezeigt, fallen alle Bedingungen hinweg. Ich bin zufrieden, wenn er meinem Heere einen monatlichen Sold reicht, und ich hoffe, da ich ihn auch dieser Ausgabe wegen werde entschdigen knnen." Das Bndnis ward nun so-gleich geschlossen. Gustav Adolf gierig bei Wittenberg der die Elbe und bereinigte sich mit dem schsischen Heere.
^^Die feindlichen Heere begegneten einander bei Breiten-few, in der Nhe von Leipzig. Tilly von schwarzen Ahnun-gen ergriffen, zagte zum ersten male in seinem Leben vor dem Beginn der Schlacht. Art einem Septembertage (1631), um Mittag, rckten die Schweden auf Schuweite heran; der König suchte mit seinem rechten Flgel den linken des kaiserlichen Heeres zu umgehen, um dem Feinde die Vor-
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aufgestutzten Hut mit einer roten Feder, die ihm der den Rcken herabhing.
Gustav Adolf zog nach Ingolstadt, das er vergebens belagerte. Whrend Kurfürst Maximilian Regensburg be-setzt hielt, ging der König nach Mnchen. Er stieg in dem kurfrstlichen Schlosse ab und besah alle Zimmer. Er konnte die Schnheit und Pracht derselben nicht genug bewundern und fragte den Castellan, wer der Urheber dieses herrlichen Gebudes sei. Kein anderer als der Kursrst selbst," ant-wortete jener. Ich wnsche diesen Baumeister zu haben," fuhr der König fort, ich wollte ihn nach Stockholm schicken." Davor," versetzte der Aufseher, wird sich der Baumei-ster wohl zu hten wissen." Am folgenden Tage begab sich der König ins Zeughaus, wo er zu seiner Verwunde-rung nichts als bloe Lafetten antraf. Ein Bauer entdeckte das Geheimnis:- man nahm den Fuboden auf und fand 140 Kanonen, die grtenteils im pflzischen und dni-schen Kriege erobert worden waren, darunter verborgen. Stehet auf von den Toten," rief der König, und kommet zum Gericht." In einer der greren war ein Schatz von 30 000 Dukaten versteckt. Von Mnchen wandte sich der König nach Augsburg, dann nach Nrnberg.
Maximilian von Baiern erlebte jetzt die Demtigung, bei dem Hlse suchen zu mssen, zu dessen Sturz er einst das Meiste beigetragen hatte. Wallenstein zgerte jedoch lange mit dem Zuzug, und es ist nicht unwahrscheinlich, da er sich schadenfroh an der Bedrngnis seines alten Gegners geweidet habe. Endlich setzte er sich in Bewegung, um den Schweden Nrnberg zu nehmen, aber Gustav Adolf war ihm zuvor-gekommen und hatte sich hier stark verschanzt; dasselbe that Wallenstein. Elf Wochen lagen die beiden Heere einander gegenber; der Mangel nahm immer mehr zu und der König beschlo, das verschanzte Lager der Feinde zu strmen. Allein vergebens fhrte er seine Tapferen gegen die Anhhen; seine Krieger wurden von einem entsetzlichen Kanonenfeuer empfangen und sanken reihenweise zu Boden; nach erfolglosen Anstren-gungen fhrte der König, den Degen in der Faust, den rmel seines Ramses aufstreifend, auch seine Garden ins Feuer: umsonst, am Abend lagen 3000 Tote auf dem Schlachtfelde. Gustav Adolf mute sich endlich entschlieen, die ausgehungerte
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dicker Nebel auf dem Felde lag und alle Aussicht hemmte, ordnete Gustav Adolf feine Scharen in zwei Treffen: die Reiterei stand auf den Flgeln, das Fuvolk in der Mitte. Als die Aufstellung vollendet war, stimmten die Schweden mit einem Munde zum hellen Schalle der Trompeten und Pauken die Lieder an: ,,Eine feste Burg ist unser Gott!" und ,,Es woll' uns Gott gndig sein." Gustav Adolf schwang sich nach kurzem Gebet aus sein Pferd und ritt dem rechten Flgel vor. Er trug ein ledernes Koller mit einem Tuchrock darber: Gott ist mein Harnisch," hatte er gesagt, als ihm die Diener seine Rstung brachten. Den linken Flgel fhrte Bernhard von Weimar an, das Mitteltreffen Kniphausen. Als gegen elf Uhr der Nebel fiel, rief der König: Nun wollen wir dran! Das Walt der liebe Gott! Jesu, Jesu! hilf mir heut streiten zu deines heiligen Namens Ehre!" Darauf zog er den Degen und sprengte mit dem Kommando: Vorwrts" auf die Landstrae los, aus deren Grben ein frchterliches Feuer entgegen kam. Viele Schweden fanden durch die Ver-derben sprhenden Geschtze ihren Tod, aber die der die Leichenhaufen der Gefallenen Nachsetzenden erreichten glcklich die Landstrae und drngten die Kaiserlichen zurck. Gegen den rechten Flgel konnte Bernhard noch nichts ausrichten, aber in der Mitte hatte das schwedische Fuvolk nach drei-stndiger blutiger Arbeit bereits drei feindliche Vierecke zersprengt, auf dem linken Flgel wich die kaiserliche Reiterei dem Angriff des Knigs, der unter den ersten der die Grben der Landstrae gesetzt war; da erhielt dieser Nach-richt, da sein siegreiches Fuvolk wieder der die Strae Zurckgedrngt sei. Sofort setzte er sich an die Spitze des Stenbockschen Regiments, um den Geworfenen zu Hlfe zu eilen, aber nur wenige Begleiter, unter ihnen der Herzog Franz Albrecht von Lauenburg und der Page August von Leubelfing knnen dem all zu rasch voransprengenden König folgen. Pltzlich erhlt sein Pferd einen Pistolenschu durch den Hals, ein anderer zerschmettert ihm selbst den Knochen des linken Arms, worauf er den Herzog von Lauenburg bittet, ihn aus dem Getmmel zu führen. Aber in demselben Augen-blick wird Gustav Adolf im Rcken durch einen zweiten Pistolenschu so getroffen, da er vom Pferde sinkt. Von Schrecken betubt, giebt Franz Albrecht seinem Pferde die
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf Bernhard_von_Weimar Bernhard Franz_Albrecht_von_Lauenburg Franz Albrecht August Gustav_Adolf Gustav Adolf Franz_Albrecht Franz Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Kniphausen Jesu Jesu Lauenburg